Zweiter Verdächtiger im Fall Nord-Stream festgenommen

Zweiter Verdächtiger im Fall Nord-Stream festgenommen


Nach dem Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines vor drei Jahren wurde nun in Polen ein zweiter von Deutschland mit Haftbefehl gesuchter Verdächtiger gefasst. Der 46-jährige Ukrainer Wolodymyr Z. sei am Morgen an seiner letzten Wohnadresse in Pruszkow bei Warschau festgenommen worden, bestätigte ein Sprecher der polnischen Staatsanwaltschaft.

Laut dem Sprecher betrieb der Tatverdächtige dort ein Ein-Mann-Unternehmen in der Baubranche und verfügte über eine ständige Aufenthaltsgenehmigung in Polen, wo auch seine Familie lebt. Die Bundesanwaltschaft bestätigte die Festnahme und teilte mit, dass es sich um einen ausgebildeten Taucher handelt, der mutmaßlich Mitglied der Gruppe war, die nahe der Insel Bornholm Sprengsätze an den Nord-Stream-Gaspipelines platzierte.

Der Ukrainer soll an den erforderlichen Tauchgängen beteiligt gewesen sein. Es handelt sich um denselben Vorwurf wie im Fall des 49-jährigen Serhij K., der Ende August in Italien festgenommen wurde und dem gemeinschaftliches Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und verfassungsfeindliche Sabotage vorgeworfen werden.

Auch Wolodymyr Z. muss sich diesen Vorwürfen stellen und soll nun nach Deutschland überstellt und dort dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt werden. Die Auslieferung kann aber mehrere Wochen oder Monate dauern. Die Staatsanwaltschaft in Warschau wird als Nächstes beim Bezirksgericht einen Antrag auf sieben Tage Untersuchungshaft stellen und die entsprechenden Unterlagen von der deutschen Seite anfordern und ins Polnische übersetzen.

Der Anschlag im Herbst 2022 hatte weltweit Schlagzeilen gemacht, da mehrere Sprengungen die beiden Pipelines so sehr beschädigten, dass kein Gas mehr durchgeleitet werden konnte. Die Explosionen wurden in der Nähe von Bornholm registriert, und wenig später entdeckte man vier Lecks an drei der insgesamt vier Leitungen.

Nach der Tat kam schnell die Frage auf, wie die Sprengladungen wohl angebracht wurden, um die Leitungen der Pipelines zu beschädigen. Experten hielten es für wahrscheinlich, dass ausgebildete Taucher Sprengsätze angebracht haben könnten. Die Behörden mehrerer Länder nahmen Ermittlungen auf, aber Dänemark und Schweden stellten die Verfahren ein.

Zu den Tätern und den Drahtziehern kursierten lange unterschiedliche Spekulationen. Schließlich geriet unter anderem Wolodymyr Z. ins Visier der Ermittler – ein Ukrainer, der mutmaßlich an dem Anschlag beteiligt war.