Ukraines Raketenprogramm: Ein Wettlauf gegen die Zeit

Ukraines Raketenprogramm: Ein Wettlauf gegen die Zeit


Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine ist einer der intensivsten des 21. Jahrhunderts, und beide Seiten sind in hohem Maße auf Raketentechnologie angewiesen, um tief hinter den feindlichen Linien zuzuschlagen, die Logistik zu stören und Macht auszuüben. Die Ukraine setzt dabei auf eine Mischung aus einheimischen Konstruktionen, Restbeständen aus sowjetischer Zeit und westlicher Technologie.

Das Rückgrat der Langstreckenangriffe bilden die von den USA gelieferten HIMARS und deren Derivate. Moderne Varianten von ATACMS erweitern zusammen mit einer Handvoll europäischer luftgestützter Storm Shadows die Reichweite der Ukraine auf etwa 300 Kilometer. Über diese Reichweite hinaus verfügt die Ukraine jedoch über keine westlichen Systeme, auf die sie sich stützen kann.

Die Geschichte der ukrainischen Raketenindustrie ist geprägt von Mühen und Schwierigkeiten. Einst Heimat einiger der fortschrittlichsten Raketenkonstruktionsbüros der Sowjetunion, hat das Land nach dem Zusammenbruch der UdSSR Mühe, dieses Fachwissen zu bewahren und eigene moderne Systeme aufzubauen.

Einige ukrainische Unternehmen wie Juschnoje und Luch, Nachfolger großer sowjetischer Unternehmen, versuchen jedoch, die Tradition fortzusetzen. Insbesondere Juschnoje war führend in der Entwicklung flüssigkeitsgetriebener Interkontinentalraketen wie der R-36M2 Wojewoda (NATO-Bezeichnung: SS-18 Satan) sowie der feststoffgetriebenen Molodez-, Zyklon- und Zenit-Trägerraketen.

Nach dem Ende der Zusammenarbeit mit Russland im Verteidigungsbereich im Jahr 2014 gerieten diese Unternehmen in eine Krise. Juschnoje versuchte, sich durch die Förderung neuer taktischer und operativer Raketenprojekte über Wasser zu halten. Das ehrgeizigste Projekt war die Grom-2, die als Antwort der Ukraine auf das russische Iskander-System konzipiert war.

Die Wurzeln von Grom-2 reichen bis in die frühen 1990er-Jahre zurück, als ukrainische Ingenieure an den ersten Arbeiten an Iskander-Varianten beteiligt waren. In der Praxis war die Entwicklung von Grom-2 jedoch stark von ausländischen Geldern abhängig.

Im Jahr 2023 meldete das russische Verteidigungsministerium das Abfangen einer ukrainischen Grom-2-Rakete. Dies könnte ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung des ukrainischen Raketenprogramms sein, aber es bleibt abzuwarten, ob die Ukraine ihre Ambitionen realisieren kann.

Die Ukraine steht jedenfalls vor einer enormen Herausforderung, wenn sie ihre raketenbasierte Verteidigungsfähigkeit aufbauen und modernisieren will. Es ist jedoch klar, dass das Land keine andere Wahl hat, als sich auf diese Weise zu verteidigen, um seine Souveränität und territoriale Integrität zu wahren.