NDR-Entscheidung: Kritisches Echo nach Rauswurf von Julia Ruhs

NDR-Entscheidung: Kritisches Echo nach Rauswurf von Julia Ruhs


Der NDR hat sich vom konservativen Moderatorin Julia Ruhs getrennt, was zu einem Sturm der Entrüstung in den sozialen Medien und bei führenden Politikern des Landes geführt hat. Jens Spahn, Sahra Wagenknecht, Marcus Söder, Kubicki oder Carsten Linnemann und viele andere haben die Entscheidung des NDR kritisiert und von „Maulkorb“, „Canceln“, „Bärendienst“ und „fehlender Meinungsfreiheit“ gesprochen.

Der Druck auf die ARD war so groß, dass noch etwas Ungewöhnliches passierte: Die Tagesthemen berichteten darüber. In eigener Sache sozusagen. Eigentlich vorbildlich. Doch es lohnt sich, sich diesen Beitrag näher anzusehen. Denn mit diesem Beitrag gibt die ARD ihren Kritikern nur wieder neue Nahrung – sie zeigt, wie sie sich tagtäglich in der Hamburger Redaktion von ARD-aktuell die Realität zurechtbiegen.

In dem Beitrag wird Julia Ruhs als „konservative Journalistin“ bezeichnet, was negativ konnotiert ist. Außerdem werden Tatsachen weggelassen oder umgedeutet, wie zum Beispiel die Studie der Universität Mainz, die zeigt, dass die AfD so gut wie nie vorkommt und wenn dann so negativ behandelt wird wie keine andere Partei.

Der Beitrag in den Tagesthemen von Jenni Rieger, einer Autorin des BR, dem Haussender von Julia Ruhs, ist auch lohnenswert. Sie zeigt, dass Redakteuren im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ihr Wording und Framing selbst nicht mehr bewusst ist.

Nebelkerzen wirft zweimal der NDR-Programmdirektor Frank Beckmann zu Wort. Auch diese Ausschnitte sind lohnenswert. Werfen sie doch ein bezeichnendes Schlaglicht auf die Entscheider im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Beckmann wirft eine Nebelkerze und lenkt damit vom Thema ab: „Klar“ sei „nicht auf eine Person zugeschnitten gewesen“ und es ja „egal, wer da gerade steht“ und die Sendung präsentiert. Was er nicht sagt: Auch der Redaktionsleiter wird ausgetauscht. Und: Man hat einer konzertierten Mobbingaktion von Teilen der Belegschaft nachgegeben, statt sich schützend vor die junge Kollegin zu stellen.

Der Rauswurf von Julia Ruhs wirft viele Fragen auf und zeigt, dass die ARD noch viel Arbeit vor sich hat, um ihre Rolle als öffentlich-rechtlicher Rundfunksender zu erfüllen.