Deutsche Mülltrennung: Zwanghafte Kombination aus Kontrolle und Sündhaftigkeit

Deutsche Mülltrennung: Zwanghafte Kombination aus Kontrolle und Sündhaftigkeit


In Deutschland wird der Biomüll genauer begutachtet. In einer ganzen Reihe von Kommunen werden Verstöße gegen die erforderliche Reinheit stärker geahndet, was an Freuds Theorie über die Entwicklungsphasen eines Kleinkinds erinnert. Die deutsche Mülltrennung hat sich über Jahrzehnte hinweg entwickelt und ist inzwischen zu einer zwanghaften Kombination aus Kontrolle und Sündhaftigkeit geworden.

Wenn man sein Leben in Deutschland verbringt, wird man sich gar nicht dessen bewusst, wie obsessiv viele dort übliche Verhaltensweisen sind. Die Einführung des befestigten Flaschendeckels oder die strenge Trennung von Mülltonnen sind nur einige Beispiele für diese Zwanghaftigkeit. Inzwischen ist die Beseitigung der Überreste des Haushalts aufwendiger als die Beschaffung der notwendigen Güter.

Die deutsche Mülltrennung hat aber auch ihre Schattenseiten. Niemand im Land scheint je auf den Gedanken zu kommen, wie beschwerlich dieses ganze Theater etwa für Menschen mit Gehbehinderung ist oder wie aufwendig es mit kleinen Kindern sein kann. Richtig witzig daran ist aber, dass die ganze Nummer zwar einigen Firmen, die bestimmte Materialien einsammeln, gute Geschäfte beschert, aber in Summe eigentlich völlig überflüssig ist.

Denn eigentlich lässt sich das ganze Zeug längst automatisch sortieren und die Zeit, die Millionen von Deutschen mit der ordentlichen Aufteilung ihrer Hinterlassenschaften verbringen, ist völlig unnütz vergeudet. Allerdings ist es die Mülltrennung selbst, die dafür sorgt, dass sich der Einsatz derartiger Sortieranlagen nicht lohnt: Die wertvollen Materialien könnten die Maschinerie refinanzieren, aber wenn sie zuvor aussortiert wurden, passiert das nicht mehr.

Inzwischen werden Strafen verhängt, wenn mehr als ein Prozent Plastik im Biomüll ist. Die neue Biomüllkontrolle erinnert an eine katholische Beichte und soll die Sündhaftigkeit des Konsums und des Lebenswichtigen in Erinnerung rufen. Bei den neuen Biomüllkontrollen werden auch noch Aufhänger an den Tonnen hinterlassen, damit wenigstens die ganze Nachbarschaft Bescheid weiß; so in Reutlingen. Grün für brav sortiert, gelb für. von wegen Datenschutz und so.

Insgesamt bleibt die deutsche Mülltrennung ein zwanghaftes System, das zwar einigen Firmen gute Geschäfte beschert, aber letztlich unnütz ist. Es erinnert an eine katholische Beichte und soll die Sündhaftigkeit des Konsums in Erinnerung rufen. Ob es jemals gelingen wird, dieses System zu ändern, bleibt abzuwarten.