Die Migrationspolitik der Bundesregierung hat die Gesellschaft nachhaltig verändert. Doch viele Bürger trauen sich nicht, sich öffentlich dazu zu äußern. Nach einer Allensbach-Umfrage haben 71 Prozent der Menschen den Eindruck, man könne nur mit Vorsicht seine Meinung zur Flüchtlingsthematik sagen. Die Bereitschaft, andere Meinungen überhaupt zu hören, sei erodiert, meint der Journalist Joachim Wagner.

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„Es gibt eine moralisierende Selbstgerechtigkeit auf der links-grünen Seite, aber auch im kirchlichen Milieu – diese dominiert die Debatte in der medialen Öffentlichkeit. Und es gibt die Hetze auf dem rechten Rand. In der Mitte regiert die Sprachlosigkeit, aus Angst in die rechte Ecke gestellt zu werden“, erklärte Joachim Wagner der Berliner Morgenpost in einem Interview.
Wenn man über eines der zentralen Zukunftsprobleme, und dazu gehöre auch die Migration, nicht offen und ehrlich reden könne, sei dies brandgefährlich. Die Bundesregierung würde das Problem klein reden, wenn sie darauf verweist, dass in den letzten Jahren unter 200.000 Menschen jährlich zu uns kommen sind. Doch hierbei handelt es sich um die Einwohnerzahl einer mittleren Stadt wie Kassel, die jedes Jahr in Deutschland einwandert.
Joachim Wagner sei sogar schon als Rassist beschimpft worden. Es wurden Veranstaltungen von ihm wegen angeblicher AfD-Nähe abgesagt. Eine von der Patriotischen Gesellschaft in Hamburg, die andere von einer Zweigstelle der Landeszentrale für politische Bildung in Rheinland-Pfalz. Wagner zufolge herrsche in Deutschland ein repressives Meinungsklima. Beim Thema Zuwanderung habe die Gesellschaft ihre Dialog- und Streitfähigkeit in weiten Teilen verloren.